Philosophie

Vom Wort her erschließt sich die Bedeutung von „Philosophie“ als Liebe zur Weisheit.

Die Liebe in der Bestimmung des griechischen Worts „philia“ ist ein Hingeneigtsein zur Weisheit, sie zu ermöglichen. Es ist also eine Aufgabe, dass sie sich bilde und dem als ein Vermögen, weise zu entscheiden und zu handeln, teilhaftig werde, der Philosophie betreibt und sich ihrer Liebesmüh' unterzieht.

Die philosophische Arbeit (Anstrengung) ist in ihrer Liebe und Fürsorge durch die Weisheit geleitet, von der man nicht schon vorab wissen kann, was sie ist, bevor wir an ihr teilhaben. Die Liebe zu ihr  kann sich darum von der Weisheit selbst her nur dann recht orientieren, wenn sie es als ihre leitende Aufgabe begreift, zu erkennen, was es heißt, weise zu sein.

Das griechische Wort „sophia“ ist mit der sophrosyne, der Besonnenheit, verwandt, unterscheidet sich aber von der bloß denkenden Überlegung, weil das 'Weise Sein" sich als handlungsleitend zu erweisen hat. Darum muß sich die Besinnung mit dem Einsatz für das Gute, Schöne, Rechte vereinen: das Besonnene muss sich mit dem Tapferen verschwistern.  

In der Weisheit unterscheidet sich die Besinnung auch von einer Vorteil und Erfolg suchenden Welt-Klugheit, die bei vorgegebenen Zwecken im wesentlichen nach den geeigneten Mitteln ihrer Erfüllung sucht.

Die für die Bildung von Weisheit in der Liebe zu ihr erforderte Einsicht beurteilt die Güte und Rechtheit der Zwecke selbst. Die Besinnung wird so auf die Vermögen selbst zu erkennen geführt, die geachtet, gewahrt sein und sich bilden können müssen, durch die wir weise zu sein und Besonnenheit und Tapferkeit zu vereinen vermögen.

Unabhängig von jedem partikularen und veränderlichen Zweck, den sich Menschen in ihren Handlungsziele setzen, oder aus welchen Antrieben und Beweggründen immer sie in ihren Bestrebungen geleitet sein können, muss in der das zu eigen Seinkönnen von Weisheit erstrebenden (anstrebenden, erhoffenden) Liebe zu ihr das Vermögen selbst als Zweck erachtet werden, Weisheit und Einsicht lieben zu können und in antzipierendem Vorgriff auf ihre liebend empfangende Annahme bereit sein, die vorlaufend in Anspruch genommenen Bedeutungsbestimmungen, was es heißt, weis und gerecht, tapfer und besonnen zu sein, nach dem Maß der Weisheit selbst zu berichtigten.

Die Ausrichtung der Liebe zur Weisheit – im Bewußtsein, sie weder schon zu besitzen, noch sie wie ein verfügbares und abrufbares Wissen (als bloße unverbindliche Kenntnis) besitzen zu können, - nimmt sie als maßgebliche Idee an, die wir nicht anders als im Gedanken an die Weisheit selbst als sie selbst bedeuten – und dann in ihr als durch sie geleitet jene Vermögen zu vereinen und als aufeinander sich abstimmend zu harmonisieren suchen, durch die wir allein weise werden und sein könnten.

Zu diesen das Seinkönnen von Weisheit bedingenden Vermögen gehört die Urteilskraft, die wir für das Annehmen des Maßes nicht nur brauchen werden, sondern schon in Gebrauch genommen haben. Das Zugehörige und das Angemessene zu erkennen und vom unangemessenen zu unterscheiden, wie wir es schon kritisch gegenüber der Weltklugheit oder dem instrumentellen Handlungsverständnis getan haben, das ist Aufgabe der Urteilskraft, die wir schon als Lebewesen haben und üben, wenn wir das Bekömmliche vom Unbekömmliche, das Gute vom Schlechten auch im Geschmack unterscheiden lernen.

Im Lateinischen wurde das griechische Sophia mit Sapientia übersetzt, das ursprünglich den Geschmack bezeichnet. Der Unweise in seiner Torheit ist der Insipiens, der sein Geschmacksurteil nicht recht ausübt, das Gute mit dem Schlechten verwechselt und nicht nur selbst verwirrt ist, sondern auch Verwirrung stiftet.

In der Liebe zur Weisheit haben wir darum auch zu lernen und darauf zu vertrauen, dass wir im Gefühl des Zusammenstimmens uns orientieren können, ohne die wir weder die erforderliche Einheit der Vermögen zum Maß nehmen können, da wir kein verfügbares, verständiges Wissen ihrer Zweckbestimmungen haben.

noch die Bedingungen zur Geltung bringen können, um vom Grund und Ursprung der Vermögen her sie im Maß der Selbstgemäßheit und Entsprechung sich bilden lassen zu können.

Statt intellektuell und wissend zu herrschen, zeigen sich Wissen und Einsicht für die Liebe in der liebe zur Weisheit als ein dienendes Erkennen, das sich von den – in Reflexion und Besonnenheit - zu erschließenden Bedingungen der Vermögen her orientiert – und ihnen eine besondere Würde zuerkennt, deren Einsicht sich als Empfinden der Achtung zeigt. Das sicher werdende Gefühl als Weisheit liebend an dieser Achtung der sie bedingenden Vermögen teilzuhaben, wird zum Kriterium, auf dem rechten Weg zu sein.

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