Der Gefühlraum
»Gefühle sind räumlich, aber ortlos, ergossene Atmosphären«. (Hermann Schmitz)
Jedes Gefühl hat als Atmosphäre Weite; Weite der Gefühle im eminenten, nachhaltigen Sinn.
Orientierung der Gefühle
"Sich orientiren heißt in der eigentlichen Bedeutung des Worts: aus einer gegebenen Weltgegend (in deren vier wir den Horizont eintheilen) die übrigen, namentlich den Aufgang zu finden. Sehe ich nun die Sonne am Himmel und weiß, daß es nun die Mittagszeit ist, so weiß ich Süden, Westen, Norden und Osten zu finden. Zu diesem Behuf bedarf ich aber durchaus das Gefühl eines Unterschiedes an meinem eigenen Subject, nämlich der rechten und linken Hand. Ich nenne es ein Gefühl: weil diese zwei Seiten äußerlich in der Anschauung keinen merklichen Unterschied zeigen."
Immanuel Kant: Was heißt: Sich im Denken orientieren? (1786)
Der Orient ist die Gegend des Aufgangs der Sonne. Ihr Vorgang steht für den Ursprung als Ereignis. Auf ihn uns für das sich Orientierenkönnen zu richten, erfordert im Unterschied zu lediglich logischen und intellektuellen Vermögen eine von einem Gefühl getragene Haltung, in der wir uns einer stabilen Ordnung von Oben und Unten, von Links und Rechts so sicher sein können wie die Zuverlässigkeit des allmorgendlich wiederkehrenden Sonnenaufgangs.
Ursprung ist Gabe. Ursprung kann für uns nur sein, wo sein Ereignis uns gegeben sein kann, da wir es annehmen können, entsprungen zu sein. Ursprung unseres Seinkönnens ist Ermöglichung von Vermögen des Daseins im Können, selbst zu stehen und sich zwischen Himmel und Erde orientieren zu können. Seine Annahme schließt das Vermögen, uns an ihm und von ihm her zu orientieren ein. Die Darstellung von Ursprung ist seine Vergegenwärtigung.
Es ist die Gegenwart des Ursprungs, die uns rettet: aus Desorientierung und Verwirrung der Gefühle, des Denkens und des in der Welt Seins als Mensch unter Menschen. Diesem Seinkönnen als Mensch unter Menschen entsprechen wir nicht, wollten wir es nur erklären und beschreiben.
Ursprung ist darum genau zu unterscheiden von Ursachen in Kausalketten von Wirkungen, die durch die Angabe ihrer Ursachen nur erklärt werden, Die Darstellung des Ursprungs von Vermögen hingegen ist Annahme der Gabe ihres sie orientierenden Maßes, ist erneuernde Annahme ihrer Grundbestimmung und erschließt sich darum aus der Teilhabe am Geben der Gabe in Weitergabe zur Selbstübereinstimmung in Entsprechung für das Seinkönnen von Menschen in Achtung als ihre Lebens- und Daseinsordnung verantwortende Personen.
Begriffe von Gefühlen zu ihrer orientierenden Unterscheidung
Gefühlsbegriffe auf dem Flipchart einer Therapiegruppe
Gefühlsarten
Was tut man, wenn man Gefühle durch sie besondernde Begriffe versammelt, ihnen einen Gedächtnisort für das Bewußtsein und das Nachdenken über sie gibt?
Zu fragen ist zunächst, wie verhalten sich Begriff und Gefühl, der Begriff eines Gefühls und das so benannte Gefühl selbst in seinen vielfältigen Ausprägungen und Verknüpfungen. Zu diesen gehören ja nicht nur andere Gefühle, so dass wir bisweilen auch von "gemischten Gefühlen" sprechen - an das Theaterstück von Botho Strauß sei erinnert: "Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle" - sondern auch verschiedene Arten von Gedanken und Beurteilungen, Erkenntnissen und Entscheidungen, teils des Vorzugs oder Ablehnung, teils des Meidens oder des Wiederholenwollens eines für gut und schön oder angenehm empfundenen Geschehens und seiner Verhältnisse.
Sammlung und Verständigung über Gefühle - Gedanken sie zu ordnen?
Kultivierung von Gefühlen?
Kultur mit ihren Riten, ihrem Brauchtum und Sitten greift schon von der Erziehung und vom Spracherwerb her in jene Orientierung ein, in der sich Haltungen und die sie durchziehenden Gefühle bilden, unsere Verhaltensweisen und Reaktionsmuster mitprägen.
Kunst und Dichtung, Literatur und Theater, Theologie und Philosophie reflektieren die kulturellen Prägungen und Ausrichtungen des personalen Verhaltens in den Gesellschaften, greifen erneuernd auf die ursprünglichen Bedingungen unseres Seinkönnesn als kulturelle Wesen zurück.
Selbstbewußtsein als Person
Kultur mit ihren Riten, ihrem Brauchtum und Sitten greift schon von der Erziehung und vom Spracherwerb her in jene Orientierung ein, in der sich Haltungen und die sie durchziehenden Gefühle bilden, unsere Verhaltensweisen und Reaktionsmuster mitprägen
Kunst und Dichtung, Literatur und Theater, Theologie und Philosophie reflektieren die kulturellen Prägungen und Ausrichtungen des personalen Verhaltens in den Gesellschaften, greifen erneuernd auf die ursprünglichen Bedingungen unseres Seinkönnens als kulturelle Wesen zurück.